Am Freitag morgen machte sich die Schiedsrichtermannschaft aus Offenbach von Obertshausen aus auf den Weg in die Bayrische Landeshauptstadt, um an der (in)offiziellen Deutschen Schiedsrichtermeisterschaft teilzunehmen. Mit zwei neuner Bussen sollten die rund 400 Kilometer nach München zurückgelegt werden. Die Stimmung war ausgelassen und die Vorfreude stieg mit jedem Kilometer, mit dem sich die Busse dem Zielort näherten. Denn trotz der Offenbacher Ambitionen auf den Turniersieg freute man sich wie jedes Jahr Schiedsrichterkollegen aus der gesamten Bundesrepublik zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Eine erste Gelegenheit zum Austausch sollte sich schon am Freitag Abend in einem Biergarten bieten, wo sich alle Teilnehmer des Turniers zum geselligen Beisammensein trafen. Zudem sollten die Gruppen des Turniers ausgelost werden. Bei der Auslosung war die Schiedsrichtervereinigung Offenbach nicht mit Fortuna im Bunde, da man direkt in eine Gruppe mit den DFB-Schiedsrichtern rund um Martin Petersen, Robert Schröder und den Unparteiischen des diesjährigen Pokal-Finals Daniel Siebert gekommen war. Die Maßgabe von Coach Soldevilla war klar: Kraft tanken und voller Fokus auf den morgigen Tag!
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel, wo man bereits auf einige der heutigen Gegner traf, machte sich die Schiedsrichtermannschaft aus Offenbach samt Delegation um KSO Günther Kiepfer auf Richtung Spielort: dem Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern München. Dort wo also der Traum von der Bundesliga für viele junge Fußballer zur Realität wird sollten nun also die Schiedsrichter das Klischee wiederlegen, dass sie nur pfeifen, da es spielerisch nicht gereicht hat. Die Ausrede, dass es am Platz gelegen hat, konnte bei den Platzgegebenheiten im Nachwuchsleistungszentrum des deutschen Rekordmeisters schon mal nicht herangezogen werden. Nach der Ankunft und dem Aufwärmprogramm wurden sowohl letzte taktische Angelegenheiten besprochen als auch die Aufstellung an die Mannschaft bekannt gegeben. Geschuldet durch den kurzfristigen Ausfalls des etatmäßigen Stürmers Nico Petrovic musste Trainer Alejandro Soldevilla hier nochmal umstellen. Nun galt es den Fokus hoch zu halten und in der Gruppe unter die ersten Zwei zu kommen, um sich für die K.O.-Phase zu qualifizieren. Der erste Gegner auf dem Weg zum großen Ziel des Turniergewinns sollte Mainz-Bingen sein. Die defensiv eingestellten Jungs aus Rheinland-Pfalz konnten den Offenbachern schlussendlich ein torloses Remis abverlangen, was aber auch mit dem Chancenwucher der Männer vom Main zusammen hing. Die Tore, die im ersten Spiel noch gefehlt hatten, fielen dann im zweiten Gruppenspiel, wo sich die Mannschaft aus Offenbach durch den Siegtreffer von Paul-Ioan Barbu 20 Sekunden vor Spielende dramatisch mit 2:1 gegen die Mannschaft „Schiriblick“ durchsetzen konnte. Im dritten Spiel der Gruppe folgte dann ein erneuter Dämpfer, da sich die Hessen erneut torlos trennten, diesmal von den Schiedsrichtern München/Nord. Im nächsten Spiel waren die Spieler aus Offenbach also unter Zugzwang, um den eigenen Ambitionen noch gerecht zu werden. Diesem Druck konnten die Offenbacher mehr als Stand halten, als sie beim 6:1 Sieg trotz kleinem Schönheitsfehler das halbe Dutzend voll machten. Trotz des deutlichen Sieges schauten die Referees aus Offenbach gebannt auf die anderen Spiele der Gruppe und holten parallel den Rechenschieber raus. Getreu dem Motto was wäre wenn wurde jede erdenkliche Situation durchgespielt, um am Ende als einer der besten beiden aus der Gruppe weiterzukommen. War die Göttin Fortuna bei der Auslosung noch nicht auf der Seite der Offenbacher, so war sie es beim Zusammentreffen der beiden Konkurrenten um die ersten beiden Plätze aus Mainz-Bingen und München/Nord. Durch den Ausgleich in letzter Sekunde reichte den Offenbachern im letzten Gruppenspiel ein Unentschieden, um sicher zweiter zu sein. Ein Sieg würde gar den Gruppensieg bedeuten. In einer umkämpften Partie vollendete Rusmir Mujanovic einen Konter der Offenbacher mit dem Schlusspfiff und hievte die Schiedsrichtervereinigung Offenbach auf den Platz an der Sonne in Gruppe C. Für alle Statistik-Fanatiker unter euch sei hier nochmal erwähnt, dass dies die erste Niederlage der DFB-Schiedsrichter nach regulärer Spielzeit seit drei Jahren war.
Im Viertelfinale sollte es zum Derby gegen die Schiedsrichtervereinigung aus Frankfurt kommen. In einer umkämpften aber keinesfalls unfair geführten Begegnung retteten sich die Offenbacher nach einer Rettungstat von Tobias Michler auf der Torlinie ins 7-Meter-Schießen. Hier sollte Keeper Yannick Wehner mit zwei gehaltenen Schüssen zum Helden mutieren und die Offenbacher zum Sprung ins Halbfinale verhelfen. In der Runde der letzten vier wartete mit den Schiedsrichtern des FC Bayern München der Gastgeber. In einer chancenarmen und ausgeglichenen Partie stand am Ende das vierte 0:0 der Offenbacher im laufenden Turnier zu Buche. Folgerichtig fiel die Entscheidung um den Sieg erneut vom Punkt. Hier hatten die Münchner Hausherren das bessere Ende für sich und buchten das Ticket fürs Finale. Wie bereits im letzten Jahr schieden die Offenbacher im Sieben-Meter-Schießen aus und mussten nun das kleine Finale spielen. Gegner waren erneut die DFB-Schiedsrichter. Nun machte sich bemerkbar, dass die Offenbacher Spieler im Turnier Körner gelassen hatte. So musste Coach Soldevilla seine Mannschaft stark umstellen. Unter anderem spielte Torhüter Yannick Wehner nun im Sturm. Getreu der Kategorie „Geschichte, die nur Fußball schreibt“ erzielte natürlich Yannick den zwischenzeitlichen Ausgleich, konnte aber auch nicht mehr die 1:2 Niederlage gegen die DFB-Schiedsrichter verhindern.
Zum Abschluss des Wochenendes fanden sich alle Teilnehmer zur Siegerehrung im Nachwuchsleistungzentrum des TSV 1860 München zusammen. Bei ausgelassener Stimmung und guter Verpflegung konnten alle das Wochenende gebührend ausklingen lassen. Ein Dank gilt den Veranstaltern von Bayern München sowie 1860 München für die Gastfreundschaft und die tolle Organisation.
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